Hermann Hesse (1877-1962)
Der Schriftsteller als Gartenfreund, Gärtner
Es ist ja etwas von Schöpferlust und Schöpferübermut beim Gartenbau;
man kann ein Stückchen Erde nach seinem Kopf und Willen gestalten...
Während seiner Buchhändlerlehre (1895 – 1898) in Tübingen erschienen schon seine ersten Gedichte;1899 wird er Buchhändler und Antiquar in Basel. Nach seinem ersten großen Erfolg mit „Peter Camenzind“ (ein Hymnus auf die von der fortschreitenden Urbanisierung bedrohte Natur) konnte Hesse dann als freier Schriftsteller leben.
Der Romanschriftsteller und Nobelpreisträger hatte etwa die Hälfte seines Lebens einen eigenen Garten und schildert so aus der Praxis heraus gärtnerische Tätigkeiten in seinen Prosa- und Poesietexten.
In salopper Gartenkleidung, mit Strohhut und offenem Hemdkragen, war Hermann Hesse Anfang Juli 1958, ein Jahr nach seinem 80. Geburtstag, auf der Titelseite des Magazins „Der Spiegel“ abgebildet, auf einem charakteristischen, wenn auch zwanzig Jahre alten Porträtfotos seines Sohnes Martin.
1905 erwarb er in Gaienhofen am Bodensee ein eigenes Haus mit Garten – der erste seines Lebens. Aus dieser Zeit haben sich Fotos erhalten, auf denen man Hesses vierjährigen Sohn Bruno mit einem Kinderspaten dem Vater beim Umgraben des Bodens nacheifern sieht.
1912, nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Ceylon und Indonesien, entschloß er sich, wieder in die Schweiz zu ziehen.
„Und nun ging ich eben an eine große Unternehmung, deren Wichtigkeit mich ganz erfüllte; an den Bau eines eigenen Hauses und die Anlage eines eigenen Gartens...Die Hauspläne waren fertig und der Garten nahm in meiner Vorstellung allmählich Gestalt an, mit dem breiten langen Mittelweg, dem Brunnen, der Wiese mit den Kastanienbäumen“
Den Garten in Bern finden wir z. B. Im Romanfragment „Das Haus der Träume“ beschrieben:
„Hier aber liegt uns klein zwar und schmal, ein Riemen, doch immerhin: ebenen Grundes ein willkommenes Stück; hier ziehen wir Gemüse.Hier verbringen wir, Mann wie Weib, einen Teil unserer Tage, weit vom Hause, verborgen im Grün. Und wir lieben dies Pflanzland sehr, denn wahrlich es hier an Wert und Vorteil nicht wenig anhäuft, das der Fremde (man würdigt des Anblicks nicht jeden) kaum erkennt, aber uns ist`s bekannt und wir schätzen es dankbar“.
1919 mußte er das Haus und seine Familie aufgeben und ganz neu anfangen.
Seinen nächsten (gemieteten) Garten, den fast dschungelhaften Park der Palazzo Carnuzzi am Luganer See mit den Magnolienbäumen, Glyzinen und Palmen und der Blick auf den See verwandelt er in seinem Roman „Siddharta“ (1922 vollendet) in eine visionäre Landschaft.
1927 (nach einer zweiten gescheiterten Ehe) lernt er die Wienerin Ninon kennen; Freunde, die Bodmers, bieten ihnen eine Villa an, die ebenfalls in Montagnola liegt.
„So habe ich die letzten zwölf Jahre in der Casa Camuzzi gewohnt, Garten und Haus kommen im Klingsor und in anderen meiner Dichtungen vor. Manche Dutzendmale habe ich dies Haus gemalt ...und viele von den wunderlich schönen Winkeln und Gemäuern im Garten“.
1935 verfaßte er die Verserzählung „Stunden im Garten“ , mit einigen hundert Hexametern, jener Gedichtform der Antike also, die schon Homer, später auch Goethe verwandte.
1939 – 1945 werden seine Werke in Deutschland als unerwünscht erklärt; 1946 Nobelpreis und Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main, 1955 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels..
Schon Goethe sagte :